18% Braun: Vom Fall eines bulgarischen Intellektuellen (II)

Vor einiger Zeit berichtete ich auf diesem Blog, wie der bulgarische Schriftsteller Zachary Karabashliev sich für einen Veteranen der bulgarischen faschistischen und antisemitischen „Legionen“ einsetzte und diesen (in einem später von ihm redigierten FB-Post, in dem er den Teil, der sich auf die Legionärstätigkeit dieses Mannes bezieht, löschte) als Helden bezeichnete. Ähnlich äusserte er sich in einem Fernsehinterview. Der Mann um den es geht, Dyanko Markov, wurde in der Vergangenheit mehrfach durch Äusserungen, in der er die Deportation der Juden in den von Bulgarien annektierten Gebieten nach Treblinka als „relativ menschlich“ bezeichnete, und der diese Deportation einer „feindlichen Bevölkerung“ öffentlich in einer Rede im bulgarischen Parlament vor einigen Jahren rechtfertigte, bekannt. Er steht bis heute zu den Werten der Legionäre, der bulgarischen Organisation, die nach dem Abbild der deutschen SA gegründet wurde.

In meinem Beitrag stellte ich fest, dass Karabashliev und seine teilweise schon einschlägig hervorgetretenen Mitstreiter, von denen einige seit Jahren eine Kampagne zur Rehabilitation des Antisemiten und Faschisten Dyanko Markov und der faschistischen und antisemitischen Organisation der Legionäre betreiben, einen konkreten Vorfall, der in dem Artikel geschildert wird, dazu benutzen, erneut ihre geschichtsrevisionistischen Thesen von der Heldenhaftigkeit der Legionäre, deren Gründer und Führer Lukov eine von Nazis in ganz Europa heute verehrte Figur ist, zu propagieren.

Es ist eine schon mehrfach erprobte Taktik einer Mitstreiterin von Dyanko Markov, Personen, die einige für Markov und seine Unterstützer unbequeme Tatsachen erwähnen, mit wüstesten persönlichen Angriffen und Schimpfworten und ausserdem mit einer Klageandrohung wegen Verleumdung bzw. übler Nachrede zu bedrohen. So war es auch keine Überraschung, dass mir Herr Karabashliev, wohl unter dem Einfluss der besagten Person, eine in höflichem Ton gehaltene aber inhaltlich unverschämte Nachricht zukommen liess, die mir ein Ultimatum von 48 Stunden gibt, meinen angeblich „verleumderischen“ Beitrag zu löschen.

Nun kann ich zwar subjektiv nachvollziehen, dass – wie er selbst schreibt – mein Artikel ihm sehr unangenehm ist. Allerdings muss sich Herr Karabashliev hier an die eigene Nase fassen. Hätte er nicht den Versuch gemacht, einen Mann als Helden darzustellen, der – und das ist gerichtlich letztinstanzlich bereits festgestellt (Rechtssache Markov et al. vs. Yuliana Methodieva) bis heute zu den Idealen der antisemitischen Legionäre steht und ihre Werte propagiert, bei gleichzeitiger Holocaustrelativierung und -apologie, ein Mann, den man von Rechts wegen ungestraft einen Antisemiten und Faschisten nennen darf, wäre mein Artikel nie geschrieben worden. Und eine Stellungnahme, in der Herr Karabashliev in der Zwischenzeit geäussert hätte, dass er sich eindeutig von den Legionären und dem Antisemiten und Faschisten Dyanko Markov distanziert – diese Stellungnahme habe ich bisher vergeblich erwartet.

Was Herr Karabashliev offenbar bis heute nicht verstanden hat: wäre ein Dyanko Markov Legionär gewesen und hätte sich irgendwann in seinem Leben glaubhaft vom Antisemitismus und Faschismus dieser amoralischen Organisation distanziert, wäre mein Artikel ebenfalls nicht geschrieben worden. Aber Markov steht bis heute zu den Legionären und ihrem Antisemitismus und Faschismus, hat auch mehrfach am berüchtigten Naziaufmarsch zu Ehren Lukovs teilgenommen, aber Karabashliev findet ihn heldenhaft und fängt dann an zu zetern und zu jammern, wenn jemand ihm sagt, dass er hier eine jahrelange Kampagne zur Rehabilitierung dieser antisemitischen und faschistischen Organisation unterstützt, eine Rehabilitierung eines Mitglieds auch, der überhaupt nicht geläutert ist und der sich nie glaubhaft von dieser Organisation und ihren verbrecherischen Zielen distanziert hat.

Herr Karabashliev hat entweder eine Dummheit von gigantischem Ausmass oder aber eine Überzeugungstat begangen und glaubt nun, nachdem ihn mehrere Personen dafür öffentlich kritisiert haben anscheinend, dass die Klageandrohung mich dazu veranlassen wird, meinen Post stillschweigend zu löschen. Allerdings begeht Herr Karabashliev hier eine Fehleinschätzung. Einschüchtern lasse ich mich nämlich nicht.

Ich hoffe in seinem eigenen Interesse, Herr Karabashliev wird von seinem Anwalt darüber aufgeklärt, dass nicht alles, was ihm persönlich unangenehm ist, Verleumdung darstellt. Und dass ich etwas Unwahres über Herrn Karabashliev behauptet habe, wird er wohl nicht behaupten wollen. Das wäre dann nämlich – da wahrheitswidrig – in der Tat Verleumdung durch Herrn Karabashliev und ergo strafrechtlich relevant. Falls er das nicht einsieht, steht ihm natürlich wie jedem Bürger der Rechtsweg offen, um zu klären, wer von uns beiden hier das Recht verletzt hat, indem er Unwahres behauptet. Das Ergebnis könnte für Herrn Karabashliev durchaus überraschend und noch viel unangenehmer sein als mein Artikel. In jedem Fall werde ich auch weiterhin und in Zukunft wohl auch vor einer grösseren internationalen Öffentlichkeit über die geschichtsrevisionistischen Aktivitäten gewisser Personen in Bulgarien berichten.

Ob Herr Karabashliev Wert darauf legt, auch weiterhin mit antisemitischen, faschistischen und geschichtsrevisionistischen Kreisen in Bulgarien in Verbindung gebracht zu werden, oder ob er einsieht, dass er sich bei dieser Angelegenheit in etwas verrannt hat, was seinem Ansehen als Schriftsteller und Person nachhaltig schadet, weiss ich natürlich nicht. Der Schaden für sein Ansehen wird allerdings ungleich grösser und dauerhafter sein, wenn er den Gerichtsweg beschreitet. Es liegt ganz bei ihm.

PS: Hier ein Bericht der bulgarischen jüdischen Organisation Shalom zum Antisemitismus in Bulgarien. Auf S. 8 finden auch Dyanko Markov und die Bulgarischen Legionen Erwähnung.

Und hier ein Bericht über die drei abgewiesenen Klagen, mit denen die Journalistin Yuliana Metodieva in der Auseinandersetzung um Markov erfolglos mundtot gemacht werden sollte.

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