Monthly Archives: August 2016

“Neue Sachlichkeit (Wannsee)”, von Vladimir Sabourin

НОВА ПРЕДМЕТНОСТ (WANNSEE)

Клайст натиска бавно спусъка
ако S-Bahnа мине оттам
по същото време
би било съвпадение.


Neue Sachlichkeit (Wannsee)

Kleist spannt langsam den Abzug
wenn die S-Bahn dort genau
in diesem Moment vorbeigekommen wäre
wäre das ein Zufall gewesen.

 

Übersetzung aus dem Bulgarischen: Thomas Hübner

Das Original wurde zuerst hier, die Übersetzung hier veröffentlicht. Mein Dank geht an den Autor, Vladimir Sabourin.

© Vladimir Sabourin, 2016 
© Thomas Hübner and mytwostotinki.com, 2014-6. Unauthorized use and/or duplication of this material without expressed and written permission from this blog’s author and/or owner is strictly prohibited. Excerpts and links may be used, provided that full and clear credit is given to Thomas Hübner and mytwostotinki.com with appropriate and specific direction to the original content.

A long-term assignment

I got via email an invitation to be a tester of the Pokemon version 2017. It comes with an iPhone6s for free, various other knick-knacks, and 385 Euro per month for one monthly report (obviously this is a long-term or maybe life-time assignment).

And probably it will also look outstanding in my CV when I can mention later my experience as an official Pokemon tester?!

But on a more serious note: what the heck is Pokemon???

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Kommentar zu einem Nachruf auf Ernst Nolte

Ernst Nolte ist gestorben.

Von den Toten soll man gut reden oder dort, wo dies nicht möglich ist wenigstens respektvoll schweigen. Was allerdings vollkommen unakzeptabel, ja geradezu skandalös ist, sind Artikel wie der Nachruf auf Nolte von Lorenz Jäger in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.

Während mit viel Empathie Noltes Lebensweg nachgezeichnet wird, wird seine höchst zweifelhafte Rolle im Historikerstreit nur in einem Nebensatz erwähnt, und seine jahrzehntelangen publizistischen Aktivitäten im neu-braunen Umfeld (Holocaustrelativierung, Verteidigung von Volksverhetzung und vieles mehr) als “Ungeschick” verharmlost – nicht ohne pauschal und anonym denjenigen, die wie Jürgen Habermas Nolte damals ein paar unbequeme Wahrheiten gesagt haben, “harte Angriffe” auf den Geschichtsrevisionisten zu bescheinigen, die Mitschuld an dessen Isolation (“Der Arme!” soll der uninformierte Leser wohl denken) hätten.

Vom Kapp-Putsch, der dem kommunistischen Umsturzversuch vorherging, von den zahlreichen politischen Morden der extremen Rechten nach Ende des 1. Weltkriegs, von der politischen Einäuigkeit der Justiz und politischen Institutionen zu jener Zeit hat Herr Jäger offenbar noch nie gehört, und zu schreiben dass Nolte derjenige gewesen wäre, der als Erster(!) ”den zeitlichen Vorrang der bolschewistischen Klassen-Vernichtungspolitik vor dem Holocaust” behauptet hätte, ist natürlich blanker Unsinn. Es genügte auch vorher schon ein simpler Blick in die Geschichtsbücher, um das zu wissen. Die Angriffe auf Nolte hatten einen anderen Grund, den Herr Jäger verschweigt. Oder schreibt er gar, was er schreibt wider besseres Wissen?

Offenbar hat Herr Jäger bis heute nicht verstanden, um was es bei dem Historikerstreit ging, und warum die Reaktionen auf Noltes geschichtsrevisionistische Thesen, die die Vernichtungsmaschinerie als simple Reaktion auf bolschewistische Verbrechen (und damit zumindest teilweise entschuldbar) darstellte, so heftig waren wie es dann der Fall war. 

Ein Nachruf auf einen der übelsten Geschichtsrevisionisten der Nachkriegszeit, der seinerseits Legendenbildung betreibt und versucht, die Leser in plumper Form zu manipulieren oder bewusst falsch zu informieren – das ist nicht der Qualitätsjournalismus, den ich von der FAZ erwarte!

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verschneite landschaft mit R.W.

verschneite landschaft mit R.W.

das photo, schwarzweiss
auf den ersten blick anscheinend nichts besonderes darauf
für einen weihnachtstag im gebirge
eine schneelandschaft
die du wohl trotz deines alters
mit kräftigen raumgreifenden schritten durchquert hast
das geländer
an dem du dich wahrscheinlich nicht festgehalten hast
die festen und sicheren abdrücke deiner winterstiefel
die der einzige luxus waren, den du dir geleistet hast
wohlverdient nach jahrelanger arbeit
beim abwaschen der tische in der anstalt
und beim kleben von tüten
eine nützlichere beschäftigung als das schreiben von büchern
(dein letztes fand genau siebzehn käufer)
du hattest wie die figuren aus deinem werk
den wahnsinn schon hinter dir
und warst geheilt
als dir der hut vom kopf rollte
und ein stückchen neben deinem körper
im schnee liegenblieb

Podgorica, 14.08.2016

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Machiavelli and “Literaturen Vestnik”

My first and last public word on the scandal surrounding the Bulgarian periodical “Literaturen Vestnik” can be read here.

Thanks to Vladimir Sabourin for the publication on his blog. 

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Avrom Sutskever: Mein Vater

Mein Vater (Mayn Tate)

Mein Vater ist eine Eisscholle auf den Flüssen Sibiriens, –
Meine Mutter ist ein Scheiterhaufen auf Viliyas Morast,
Doch beide sind sie in mir,
Der Scheiterhaufen und die Eisscholle.
Mein Kind, sie werden in mir sein
Auch hinter meinen geschlossenen Augen –
Der Scheiterhaufen und die Eisscholle.

aus: Avrom Sutskever (1913-2010), Poetishe Verk, Band 2, 1963

Zog Nit Keynmol as du geyst DEM LETSTN VEG

Avrom Sutskever – Photo: aus “Musique dans les Ghettos”, Claude Torres

Übersetzung aus dem Jiddischen von Thomas Hübner

 

© Avrom Sutskever, 1963
© Photo Claude Torres 
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vielleicht

vielleicht

vielleicht ein häuschen mit garten, den mittelklassewagen in der garage
(die hypothek ist in dreißig jahren abbezahlt)
eine nette frau und vielleicht ein oder zwei kinder
eine sichere arbeit, vielleicht als lehrer oder sparkassenangestellter
alles so wie bei den andern
nur vielleicht eine spur grösser und adretter
die vorstellungen meiner eltern von einem gelungenen leben für mich
waren überschaubar und bodenständig
nicht überraschend in anbetracht dessen was sie erlebt hatten

vielleicht gab es ja doch eine verwechslung im krankenhaus nach der geburt
wie wären sie sonst zu diesem nomadensohn gekommen

Skopje, 29.07.2016


 

Auf Bulgarisch kann man das Gedicht hier lesen – vielen herzlichen Dank wieder an Vladimir Sabourin!

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Again Women in Translation Month

Incredible how fast one year has passed – another Women in Translation Month!

My modest contribution to Women in Translation Month is an overview regarding the books by female authors (or co-authors) I have reviewed, mentioned or from which I have translated texts (poetry) that I have published on this blog since last years’ Women in Translation Month:

Bozhana Apostolowa: Kreuzung ohne Wege
Boika Asiowa: Die unfruchtbare Witwe
Martina Baleva / Ulf Brunnbauer (Hg.): Batak kato mjasto na pametta / Batak als bulgarischer Erinnerungsort
Veza Canetti / Elias Canetti / Georges Canetti: “Dearest Georg!”
Veza Canetti: The Tortoises
Lea Cohen: Das Calderon-Imperium
Blaga Dimitrova: Forbidden Sea – Zabraneno more
Blaga Dimitrova: Scars
Kristin Dimitrova: A Visit to the Clockmaker
Kristin Dimitrova: Sabazios
Iglika Dionisieva: Déjà vu Hug
Tzvetanka Elenkova (ed.): At the End of the World
Tzvetanka Elenkova: The Seventh Gesture
Ludmila Filipova: The Parchment Maze
Sabine Fischer / Michael Davidis: Aus dem Hausrat eines Hofrats
Heike Gfereis: Autopsie Schiller
Mirela Ivanova: Versöhnung mit der Kälte
Ekaterina Josifova: Ratse
Kapka Kassabova: Street Without a Name
Gertrud Kolmar: A Jewish Mother from Berlin – Susanna
Gertrud Kolmar: Dark Soliloquy
Gertrud Kolmar: Das lyrische Werk
Gertrud Kolmar: My Gaze Is Turned Inward: Letters 1938-1943
Gertrud Kolmar: Worlds – Welten
Harper Lee: To Kill a Mockingbird
Sibylle Lewitscharoff: Apostoloff
Nada Mirkov-Bogdanovic / Milena Dordijevic: Serbian Literature in the First World War
Mary C. Neuburger: Balkan Smoke
Milena G. Nikolova: Kotkata na Schroedinger
Nicki Pawlow: Der bulgarische Arzt
Sabine Rewald: Balthus: Cats and Girls
Angelika Schrobsdorff: Die Reise nach Sofia
Angelika Schrobsdorff: Grandhotel Bulgaria
Tzveta Sofronieva: Gefangen im Licht
Albena Stambolova: Everything Happens as it Does
Maria Stankowa: Langeweile
Danila Stoianova: Memory of a Dream
Katerina Stoykova-Klemer (ed.): The Season of Delicate Hunger
Kathrine Kressmann Taylor: Address Unknown
Dimana Trankova / Anthony Georgieff: A Guide to Jewish Bulgaria
Marguerite Youcenar: Coup de Grâce
Edda Ziegler / Michael Davidis: “Theuerste Schwester“. Christophine Reinwald, geb. Schiller
Rumjana Zacharieva: Transitvisum fürs Leben
Virginia Zaharieva: Nine Rabbits
Anna Zlatkova: fremde geografien
The Memoirs of Glückel from Hameln

What remarkable translated books by women have you read recently or are you reading right now?

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